Open Dialogue

Das Modell von Open Dialogue integriert die Familie und das soziale Netzwerk von Betroffenen ab dem ersten Behandlungsschritt bei psychischen Krisen. Es wurde in den 1980er Jahren in West-Lappland entwickelt.

Open Dialogue in Kürze

Ziel von Open Dialogue ist es, durch einen offenen Dialog im sozialen Netzwerk betroffener Personen, alle Stimmen zu hören und ein umfassendes Bild der Krise oder Probleme zu entwickeln. Es geht darum, dass Entscheidungen über den Behandlungsprozess so weit wie möglich gemeinsam erarbeitet und getragen werden. Diese Methode stärkt die Beziehungen im sozialen Netz der Menschen. Es kann zu Hause ambulant und bei Bedarf im stationären Setting durchgeführt werden. Die Gesprächsführung nach Open Dialogue entspricht den Empfehlungen der S3-Leitlinie für psychosoziale Therapien und der WHO.

Die bisherigen Erfahrungen mit Open Dialogue zeigen, dass
• Betroffene und ihre Netzwerke sich dadurch besser einbezogen fühlen
• Sich der Austausch und die Beziehungen im Netzwerk verbessern und damit tragfähiger werden
• Der Genesungsprozess im positiven Sinne gefördert wird

Diagnosen oder Länge der Erkrankung spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass alle Beteiligten bereit dafür sind, sich auf ein offenes Gespräch miteinander einzulassen.

Netzwerkgespräch als zentrale Intervention des Open Dialogue

Ein Netzwerkgespräch wird zu zweit moderiert und dauert ca. 90 Minuten. Die hilfesuchende Person bestimmt, welche privaten und professionellen Bezugspersonen eingeladen werden. Das Netzwerkgespräch läuft in verschiedenen Phasen ab, beginnt aber immer mit der gleichen Frage: «Für was wollen sie das Gespräch heute nutzen?» Oder: «Wie hat sich die Situation seit unserem letzten Gespräch entwickelt?» Mit diesem Vorgehen werden keine Gesprächsinhalte im Vorherein festgelegt, sondern es werden zu Beginn des Gesprächs alle Anliegen gesammelt und es wird festgelegt, mit was begonnen werden soll. Ganz im Sinne: «Nichts über den Patienten ohne den Patienten» und «Jede Stimme zählt».

Im ersten Netzwerkgespräch wird das gewählte Thema aus den verschiedenen Perspektiven der Teilnehmenden erzählt. Die erlebten Höhen und Tiefen werden dazu von den Teilnehmenden vorsichtig erfragt. Ab und zu denkt das Moderationsteam laut, als reflecting-team, über das Gehörte nach. Vom Netzwerk werden wichtige Impulse, ins weitere Gespräch aufgenommen. Oft ergeben sich aus diesem Dialog neue Ideen für Lösungsansätze. Dialoge im Netzwerk erhöhen das Verständnis für die Bedürfnisse der anderen, sie tragen dazu bei, eine gemeinsame Sprache zu finden. Sie erhöhen die Nachhaltigkeit der selbst entdeckten Wege. Dieser Prozess kann sich über mehrere Termine fortsetzen. Die Entscheidung ob es ein weiteres Netzgespräch gibt und wie gross der Abstand sein sollte liegt beim Netzwerk.

Alle Open Dialogue Netzwerkgespräche können neben anderen Therapien und Unterstützungsangebote stattfinden. Oft ist es sinnvoll das auch aus diesem Bereich Personen in Netzwerkgespräche eingeladen werden.

Was bringt Open Dialogue?

In erster Linie ist ein Netzwerkgespräch eine wertvolle Gelegenheit, bei der sich Angehörige, Freunde, die Hilfesuchenden selbst, sowie das professionelle Unterstützungsnetz begegnen und austauschen können. Es soll ein offener, wertschätzender Raum entstehen, in dem sich alle gehört fühlen.

Durch den offenen Austausch mit anderen Beteiligten entstehen neue Ideen und Perspektiven, die die Hilfesuchenden auf ihrem Genesungsweg unterstützen, oder kann frischen Wind in scheinbar festgefahrene Situationen bringen. Aus der Wissenschaft ist bekannt, dass sich bspw. Erstpsychosen nicht zwingend in Schizophrenien weiterentwickeln, stationäre Behandlungstage weniger werden und Hilfesuchende vermehrt wieder im ersten Arbeitsmarkt teilhaben können. Siehe dazu auch die folgend aufgelisteten Kohorten-Studien.

Wissenschaft

Systemische Fortbildung in Open Dialogue

Nachdem Interlaken fmi vor einigen Jahren die Fortbildung in die Schweiz gebracht hat und das Netzwerk OD-Schweiz kontinuierlich gewachsen ist, bietet die Luzerner Psychiatrie AG in Zusammenarbeit mit dem Verein OD-Schweiz die Fortbildung in den Jahren 2025/2026 und 2026/2027 in Luzern an.

Ziele der Fortbildung

  • Erlernen und Anwenden der Prinzipien des Open Dialogues
  • Moderation von offenen Netzwerkgesprächen
  • Umgang mit reflektierenden Teams, zirkulären und dialogfördernden Fragen
  • Arbeit mit Familien und sozialen Netzwerken in Krisen
  • Weiterentwicklung der therapeutischen Grundhaltung
  • Umsetzungsideen für die eigene Institution


Zielgruppen
Das Angebot richtet sich an alle Mitarbeitenden im psychiatrischen Versorgungssystem, die das private oder auch professionelle Netzwerk vermehrt in den Behandlungsprozess einbeziehen wollen.

  • Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen
  • Ärztinnen und Ärzte
  • Psychologinnen und Psychologen
  • Pflegefachpersonen
  • Sozialarbeitende
  • Peers und Angehörigen Peers

Die Interdisziplinarität ist ein wichtiger Bestandteil der Fortbildung und des Open Dialogues.

Inhalte der Fortbildung:

  • Ambulantisierung und Open Dialogue
  • Reflektieren und Reframing
  • Phasen und Dynamik von Netzwerkgesprächen
  • Biografische Bedeutung von Worten
  • Zirkuläre und antizipatorische Fragen
  • Netzwerkgespräche in psychotischen Krisen
  • Umgang mit Geheimnissen und negativen Gefühlen
  • Familienarbeit und Kompetenzvertiefung

Daten und detailierte Inhalte
Die Workshops finden jeweils am Freitag und Samstag statt.

Workshop 1: 12. und 13. September 2025
Strukturelle und theoretische Grundlagen:
Modelle der Ambulantisierung
Modell des offenen Dialogs (Open Dialogue)
Sozialer Konstruktivismus
Dialogik

Workshop 2: 07. und 08. November 2025
Arbeit mit dem sozialen Umfeld (Netzwerk):
Soziale Netzwerkkarte
Reflektieren in Anwesenheit des Netzwerkes
Fallbesprechungen mit «Patientenohr»
Reframing

Workshop 3: 12. und 13. Dezember 2025
Arbeit mit dem sozialen Umfeld (Netzwerk):
Theorie der Veränderung durch Dialog und Beziehungen
Netzwerkgespräche als offener Prozess
Phasen und Dynamiken
Vielstimmigkeit

Workshop 4: 16. und 17. Januar 2026
Worte und Lebensgeschichte:
Aktives Zuhören und Worte verwenden
Lebensgeschichte hinter den Symptomen
Schlüsselelemente von Open Dialogue
Metakommunikation

Workshop 5: 27. und 28. Februar 2026
Beziehungen und Dialog fördern:
Zirkuläre Fragen
antizipatorischen Fragen
Beziehungsdynamik in
unterschiedlichen therapeutischen Settings
Intervisionsformate

Workshop 6: 27. und 28. März 2026
Krisen und Eskalation:
Netzwerkarbeit in (psychotischen) Krisen
Psychoseverständnis
Reflektieren nach Eskalationen
Reflexionen zu Erfahrungen mit eigenen Krisen

Workshop 7: 08. und 09. Mai 2026
Besonderes:
Umgang mit Geheimnissen
Umgang mit negativen Gefühlen zu Patientinnen und Patienten
Antizipatorische Fragen zur Fortbildung
Einladung von Leitungen in den Workshop

Workshop 8: 19. und 20. Juni 2026
Arbeit mit dem sozialen Umfeld (Netzwerk):
Familien mit Kindern und Jugendlichen
Vertiefung der eigenen Kompetenz
Persönliche Bilanz

In allen Workshops: Umsetzung in den Alltag

Credits
Die Fortbildung wird von der SGPP mit 112 Credits anerkannt.

Kosten
4500 CHF

Anmeldeschluss
30. April 2025. Die Anmeldung ist verbindlich.

Durchführung
Die Fortbildung von der Luzerner Psychiatrie AG in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Open Dialogue Schweiz durchgeführt. Bei zu wenig Teilnehmenden wird die Fortbildung abgesagt.

Programm (PDF)

 

Anmeldung systemische Fortbildung in Open Dialogue

Bitte melden Sie sich bis zum 30. April 2025 an. Anmeldungen werden nach ihrem Eingang berücksichtigt.

Die Rechnungen werden ab Mai 2025 versandt und sind innerhalb von 60 Tagen zahlbar.

Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt und unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.

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